Unserem Vereinsmitglied Herbert Bastian wurde am 2. Dezember in Koblenz eine große Ehre zu Teil: er wurde mit der Ehrennadel des DOSB ausgezeichnet. Er ist der erste Schachspieler bundesweit dem diese Auszeichnung verliehen wurde. Damit reiht sich Herbert Bastian in eine Reihe ein mit so bekannten Namen wie Prof. Kindermann oder Gerd Meyer.
Die Ehrennadel des DOSB kann an „Persönlichkeiten oder Organisationen aus dem organisierten Sport verliehen werden, die sich herausragende Verdienste um die Förderung und Entwicklung des Sports erworben haben“.
Ole Bischof, DOSB-Vizepräsident Leistungssport hielt die Laudatio auf Herbert Bastian, der den Schachsport lebe wie es im Leitbild des Deutschen Schachbundes steht: „Schach ist Sport und Spiel, Schach ist Kunst und auch Wissenschaft“. So habe es auch Herbert Bastian kennengelernt, zunächst als Teil der Spielesammlung im Elternhaus, dann im sportlichen Bemühen, zunächst gegen den Vater, dann im Verein und auf Turnieren zu gewinnen oder auch im Lösen kunstvoller Aufgaben.
Dem Mathematiker und Physiker Bastian bot sich dann ein weiterer Blickwinkel, sagte Bischof. Doch eigentlich, so habe er es selbst gesagt, eigentlich sei Herbert Bastian Funktionär, seit er Schach spielt. Jugendarbeit, Kassierer im Schachverein, Leitung von Schulschachgruppen, Ausbildung zum Trainer, Veröffentlichung von Schachbüchern, dann Präsident des Saarländischen Schachverbandes und schließlich – von 2011 bis 2017 – Präsident des Deutschen Schachbundes. „Er habe immer gestalten wollen, sagt Bastian. Und er halte es schlecht aus, wenn er sehe, was zu tun sei und nichts geschehe.“ So habe Herbert Bastian oft auch temperamentvoll Stellung bezogen und seine Ideen diskutiert. Selbst für Schachspieler lässt sich allerdings nicht jeder Zug voraussehen. „Doch Bastian hat sich um die finanzielle Konsolidierung des Verbands verdient gemacht, er hat eine stärkere Einbeziehung von Frauen in seinen Sport gefördert und sich insbesondere um die Vereine gekümmert“, soweit der Vizepräsident des DOSB.
Im saarländischen Schach nimmt Herbert Bastian eine überragende Stellung ein nicht nur als Funktionär oder Spieler, sondern auch als Trainer. Seit vielen Jahren ist er der einzige Saarländer unter knapp 50 deutschen A-Trainern. Der Schachverein Riegelsberg ist stolz darauf, dass Herbert regelmäßig sowohl unsere Jugend trainiert als auch einmal monatlich ein Training für Aktive in Riegelsberg durchführt.
Sein Engagement für den Nachwuchs beschränkt sich nicht nur auf Verbands- und Vereinsebene, an der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule in Riegelsberg leitet er seit vielen Jahren erfolgreich eine Schach-AG, die sich mehrfach für die Teilnahme an deutschen Meisterschaften qualifizierte und die maßgeblich Anteil hatte für die Auszeichnung seiner Schule im Jahr 2012 als Deutsche Schachschule. Auch seine Arbeit als Autor der Reihe „Schach – Grundkurs“ und regelmäßiger Artikel in der Zeitschrift „Jugendschach“ ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Vielen schachspielenden Laien ist er als Autor der Schachecke in der Saarbrücker Zeitung, die leider 2014 eingestellt wurde, ein Begriff.
Dass der Vizepräsident für Leistungssport seine Laudatio hielt ist sicher kein Zufall. Wie kein Zweiter steht Herbert Bastian für den Leistungssportgedanken im Saarschach. Als Bundesligaspieler hat er in zehn Jahren nur eine einzige Partie versäumt, er hält einen einsamen Rekord mit 20 Titeln bei den Saarländischen Einzelmeisterschaften. Seine bundesweit größten Einzelerfolge waren der Gewinn des Dähnepokals 1976 und der geteilte 2. Platz bei der Deutschen Einzelmeisterschaft 1982. Unvergessen ist auch sein Sieg 1981 in Baden-Baden gegen den Weltranglistezweiten Korchnoi. Das Erzielen zweier Normen zur Erreichung des Titels „Internationaler Meister“ im Alter von über 50 Jahren gegen immer jünger werdende Konkurrenz zeigen seine bis heute gelebte Einstellung zu Schach als Sport.
Sicherlich die größten Verdienste hat sich Herbert Bastian als Funktionär erworben. Nach einer Krise Anfang der Neunziger Jahre übernahm er 1992 den Vorsitz des Saarländischen Schachverbandes, den er bis letztes Jahr innehatte und dessen Ehrenpräsident er seither ist. Jahrelang engagierte er sich auf Bundesebene zunächst als Sprecher der Landesverbände und als Mitglied der Ausbildungskommission des Deutschen Schachbundes. 1998 war er einer der Initiatoren und Mitgestalter des Schachsportabzeichens. In den Jahren 2011 bis 2017 lenkte er der als Präsident die Geschicke des des Deutschen Schachbundes. Seit 2014 ist er Vizepräsident des Weltschachbundes und Vorsitzender des FIDE-Komitees für Schachgeschichte. Nicht erst in dieser Funktion beschäftigt er sich auch mit der Historie des Schachs. Jüngst erschien ein Artikel von ihm über die vermutliche Identität des im 18. Jahrhundert berühmten französischen Schachspielers Chapais, hinter dessen Pseudonym Herbert Bastian den französischen Mathematiker und Physiker Gaspard Monge identifiziert hat. Und damit schließt sich ein Kreis im Leben des Riegelsberger Schachspielers, Schachfunktionärs, Schachlehrers und Lehrers für Mathematik und Physik.